DSAG-Technologietage 2023

DSAG-Technologietage 2023

„Work in Progress“ lautet das Motto der Technologietage 2023 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) am 22. und 23. März in Mannheim. Es ist derzeit viel im Fluss auf Seiten von SAP. Neue Produkte stehen an, andere laufen in naher Zukunft aus der Wartung, vieles ist in Arbeit, einiges davon aus Sicht der DSAG bereits zu lange. Die DSAG-Technologietage beleuchten den aktuellen Stand wichtiger Themen und zeigen Wege auf, um den Status von „in Arbeit“ auf „erledigt“ umzustellen.

Work in Progress bedeutet, es wird an etwas gearbeitet, nicht mehr und nicht weniger. Für die DSAG, für SAP und für die Unternehmen beschreibt das einen Zustand, der teilweise schon über einige Jahre andauert, und damit zu Schmerzpunkten bei den DSAG-Mitgliedern, wie z. B. beim Stichwort Cloud führt. Zu den Technologietagen 2022 war noch Cloud-only das bestimmende Schlagwort. Mit dem DSAG-Jahreskongress kam dann die Rückbesinnung auf die Realität der „hybriden Szenarien“, welche die DSAG bereits bei den Technologietagen gefordert hatte – auch wenn sich hier noch weiterhin viel Entwicklungsspielraum bietet. Der Haken für erledigt konnte lediglich beim Thema „kein Cloud-only im Public Sector“ unter dem Stichwort „Souveräne Cloud“ (Delos Cloud) gesetzt werden.

Auch in diesem Jahr gilt für Technolog:innen und Technologieinteressierte wieder: Sichern Sie sich Ihr Ticket! Freuen Sie sich auf mehr als 2.000 Teilnehmer:innen zum Austausch, praxisorientierte Vorträge, Diskussionspanels, TED-Talks und Expert-Sessions – und natürlich auf eine Ausstellung mit zahlreichen SAP-Partnern.

Innovationen auch On-Premise

Work in Progress bezieht sich aber auch auf weitere Themen, die in den letzten Jahren angestoßen wurden. Sei es der einfache Umstieg und die Migration auf S/4HANA, sei es das Thema Integrationsfähigkeit der SAP-Lösungen, seien es der Datenschutz und die IT-Security. Für S/4HANA gilt der Status „in Arbeit“ seit mittlerweile über acht Jahren. Denn das „finale“ Zielrelease soll erst in diesem Jahr auf den Markt kommen, was vielen Unternehmen den Umstieg erschwert hat oder sie immer noch zögern lässt. Selbst heute ist eine eindeutige Investitionsentscheidung für S/4HANA oft nur mit Einschränkungen möglich, werden doch aktuell die SAP-Innovationen primär für die Public Cloud angeboten und angekündigt. „SAP muss unmissverständlich klarstellen, dass Innovationen und Weiterentwicklungen zeitnah auch den Private-Cloud- und On-Premise-Editionen von S/4HANA zugutekommen werden“, erläutert DSAG-Technologievorstand Sebastian Westphal. Das wäre im Hinblick auf den Schutz der Investitionen vieler Unternehmen in kostenintensive S/4HANA-Projekte in den letzten Jahren eine wichtige Botschaft.

Wartungsende erfordert Perspektiven

Das Thema HANA begleitet uns seit mittlerweile zehn Jahren, viele der wesentlichen SAP-Produkte werden zudem 2027 aus der Wartung laufen, wie z. B. der Adobe Document Service (ADS) – ein vermeintlich kleiner Service, dessen Ende jedoch große Auswirkungen hat. Wenn die Unternehmen bis zum vorgegebenen Wartungsende migrieren sollen, muss jetzt klar kommuniziert werden, was dieses und die anschließende Extended Maintenance konkret bedeuten.  Hier braucht es einen klaren und vollständigen Migrationspfad und einen neuen Service, der in allen SAP-Produkten einheitlich verfügbar ist. Zudem sind Perspektiven gefordert für zentrale Lösungen, wie z. B. den Solution Manager, der als Lösung für das zentrale Applikationsmanagement von SAP-Landschaften eingesetzt wird, oder auch die Process Integration bzw. Process Orchestration (PI/PO). Diese Middleware-Plattform setzen viele Unternehmen zur Verbindung eines SAP-Systems mit Systemen anderer Anbieter bzw. Fremdsystemen ein. Die künftigen Lösungen müssen, verglichen mit heutigen Produkten, einen identischen Lösungsumfang bieten für hybride Systemarchitekturen. Und sie müssen weit vor Wartungsende bereitstehen, da diese Produkte meist Kernapplikationen des Application-Lifecycle-Managements und -Betriebs heutiger IT-Landschaften darstellen und Migrationsprojekte entsprechend zeit- und ressourcenintensiv sind.

Warnende Beispiele sind aus DSAG-Sicht die Ausgliederung SAP Fioneer für Banken und Versicherungen oder in jüngster Zeit von SAP Business ByDesign und die Abkündigung der Branchenlösung SAP Patientenmanagement (IS-H) für Krankenhäuser. “Was unweigerlich in Richtung Cloud geht, muss maximal gleichwertig zu den bestehenden Lösungen sein, und zwar am besten schon Ende 2023”, so Sebastian Westphal. Dann blieben den Kund:innen noch drei Jahre, um vom Investitionsantrag bis zur Migration ihre Systeme erfolgreich umstellen zu können. Ein Zeitrahmen, der für komplexe Integrationsarchitekturen durchaus als realistische Mindestanforderung gesehen werden kann.

Prof. Dr. Anne Gfrerer

Neues Jahr, neue Moderatorin

Freuen Sie sich gemeinsam mit der DSAG auf Prof. Dr. Anne Gfrerer. Die Moderatorin ist bereits lange Jahre im Technologieumfeld tätig – so z. B. als strategische Beraterin im Bereich digitale Transformation und Innovation sowie als Dozentin für Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaft. Es erwarten Sie eine gelungene Moderation, interessante Talks und spannende Diskussionsrunden bei den DSAG-Technologietagen 2023!

Erste Schritte angestoßen

Unter “Work in Progress” fällt auch die Forderung der DSAG nach einem Security-Dashboard. Dabei ist das Ziel, eine Lösung einsetzen zu können, die automatisch auf sicherheitsrelevante Einstellungen und etwaige Sicherheitslücken der gesamten (hybriden) SAP-Architektur hinweist. „In diesem Bereich haben wir nun zusammen mit SAP erste erfolgreiche Schritte begonnen und Empfehlungen für sicherheitsrelevante Einstellungen entwickelt“, gibt Sebastian Westphal den aktuellen Stand wieder. Die zweite Phase wird sich mit den Programmierschnittstellen und den Berichtsfunktionen befassen. „Eine verbindliche Roadmap steht leider immer noch nicht, jetzt heißt es liefern“, fasst Sebastian Westphal zusammen.

Auch für den Bereich Analytics hat SAP Neues angekündigt. Konkret: eine „neue“ One-Data-Suite als Zusammenschluss von SAP Data Intelligence, SAP Analytics Cloud und SAP Data Warehouse Cloud für den Zeitraum 2023/24. Damit die Bestandskund:innen mit einer Business-Warehouse-Installation im Einsatz ihre Investitionen sichern können, braucht es auch hier klare Migrationspfade und Konversionsmodelle von SAP. „Es ist in diesem Zusammenhang wichtig für die Kunden, dass die Lizenz- und Migrationskosten in einem realistischen Maß gehalten werden. Nur so lässt sich aus Sicht der DSAG ein Portfolio entwickeln, das inhaltlich und kommerziell eine echte Alternative zu den Plattformansätzen der Hyperscaler darstellt“, fasst Sebastian Westphal zusammen. Hier wurden die SAP- Kund:innen einer lange währende Phase der Unklarheit bezüglich der Preise und Migrationspfade, sowie über die Anrechnung bzw. Umwandlung bestehender Investitionen bis ein Jahr von dem geplanten Go-live der One-Data-Suite im Unklaren gelassen.

Best Practices für die Business Technology Platform (BTP)

Auch der Status der Business Technology Platform (BTP) stellt sich für die DSAG nach wie vor als „work in progress“ dar – auch wenn die strategische Positionierung der Plattform für die hybriden Systemarchitekturen unstrittig ist. So ist eine zentrale Administration aller BTP-Services über ein entsprechendes BTP-Cockpit notwendig. Sichtbar historisch gewachsen, läuft die Verwaltung heute noch für eine signifikante Anzahl von Services lösungsspezifisch. „Work in Progress“ steht als Label auch auf der im Jahr 2019 begonnenen Umstellung von SAP NEO auf SAP Cloud Foundry bei identischem Funktionsumfang. Hier sind erste Ergebnisse zwar sichtbar, sie kommen aber definitiv zu langsam. Neben angemessener BTP-Best-Practices und -Guidelines von SAP benötigt die BTP aus Sicht der DSAG zudem einen dreistufigen Aufbau wie z. B. bei der S/4HANA-Public-Lösung vor Kurzem eingeführt. Ist das doch die Grundvoraussetzung, um die BTP in hybriden Landschaften, die gemeinsam mit SAP in den letzten 50 Jahren mindestens dreistufig aufgesetzt wurden, nahtlos einsetzen zu können. „Wünschenswert wäre aus Sicht der DSAG zudem ein adäquates Preismodell für die Entwicklung, Qualitätssicherung und Nutzung der vorhandenen Services ohne produktiven Bezug “, fasst Sebastian Westphal zusammen. Und der Technologievorstand ergänzt: „Die Empfehlung von SAP, Kundenerweiterungen in der BTP umzusetzen, darf nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Das ist im gemeinsamen Sinne kontraproduktiv zum Bestreben, die Plattform als zentralen Baustein hybrider Architekturen zu etablieren.”

SAP Build als Low-Code-Angebot auf der BTP

Als vielversprechenden Ansatz, um dem Fachkräftemangel in vielen Bereichen die Spitze zu nehmen, betrachtet die DSAG das Low-Code-Angebot auf der BTP. Damit soll es Anwender:innen mit minimalen technischen Kenntnissen ermöglicht werden, SAP-Unternehmensanwendungen zu erweitern, sowie Prozesse und Web-Oberflächen zu automatisieren. „Die enge Integration in die SAP-Kernprodukte und in bestehende IT-Governance- und Sicherheitskonzepte bewerten wir als positiv, allerdings liegen bisher nur wenige Erfahrungen aus dem Produktivbetrieb vor “, resümiert Sebastian Westphal. SAP Build begegnet dem Hype um No-Code/Low-Code mit einem sinnvollen Produktkonzept, dass SAP und Anwenderunternehmen nun auch für komplexe Szenarien auf den Prüfstand stellen müssen.