DSAG Österreich: Digitale Geschäftsmodelle als klarer Wettbewerbsvorteil

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Walldorf/Wien, 05.05.2020 – Die Corona-Krise hat die Defizite vieler Unternehmen bei der Digitalisierung deutlich aufgezeigt. Damit bestätigt die aktuelle Situation auch die Ergebnisse des Investitionsreports 2020 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). Demnach bewertet mehr als die Hälfte der befragten Österreicher ihr Unternehmen als „nicht sehr weit“, wenn es um die Digitale Transformation geht. Obwohl die österreichischen Unternehmen rein technologisch bereits einen hohen Digitalisierungsgrad erreicht haben könnten, zeigt sich jetzt in Krisenzeiten, wie unflexibel sie sind, z. B. wenn es um Zahlungsverfolgung, Lieferströme oder die Anpassung der Produktion an die neuen Bedingungen geht. Aus DSAG-Sicht ist ein Grund dafür, dass viele Unternehmen lediglich auf Prozessebene optimieren, die Geschäftsmodelle jedoch gleich bleiben.

„Die aktuelle Situation legt offen, was passiert, wenn Unternehmen die Digitalisierung auf die leichte Schulter nehmen und nicht schnell genug digitalisieren. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich kurzfristig anzupassen und angemessen zu reagieren“, erläutert Walter Schinnerer, DSAG-Ländervorstand Österreich. Die Folge: Zahlungs- und Warenströme sowie Kundenverhältnisse brechen in sich zusammen. Aus DSAG-Sicht zeigen sich hier auch die Folgen kurzfristiger Bestrebungen zur Gewinnmaximierung, eingefahrener Marktkanäle und fehlender Markttransparenz. „Darüber hinaus hat sich die Welt der Echtzeitprozesse verändert. Es genügt nicht mehr, das eigene Angebot zu optimieren. Vielmehr gewinnen intelligente Netzwerke aus Lieferanten und Partnern sowie übergreifende Prozessabläufe und gemeinsame Datennutzung an Bedeutung​​“, so Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender. Daher seien die Unternehmen, die sich bereits frühzeitig mit vernetzen Modellen, künstlicher Intelligenz oder Blockchain auseinander gesetzt hätten, jetzt vielleicht im Vorteil. Denn: Digitale Prozesse und Geschäftsmodelle sind zumeist effizienter und bilden die Voraussetzung dafür, in einem sich wandelnden Markt erfolgreich zu sein.

Verschiebungen von S/4HANA-Einführungen denkbar

Hinsichtlich geplanter SAP-Projekte wie S/4HANA-Einführungen rechnet die DSAG damit, dass es zu Verschiebungen und Stopps kommen wird – auch da die Projektmitarbeiter von Kurzarbeit oder anderen internen Maßnahmen betroffen sein können. „Solche Situationen führen dazu, dass Unternehmen Zahlungsziele aufschieben und sich damit auch die Deadlines für Projekte verändern. Außerdem nehmen jetzt sicherlich Unternehmen auch ihre eigene Strategie nochmal genauer unter die Lupe“, ist sich Walter Schinnerer sicher. Darüber hinaus erwartet die DSAG, dass vielfach die Diskussion On-Premise versus Cloud neu entfacht wird. Ein Indiz dafür sieht der DSAG-Österreich-Vorstand darin, dass SAP im April ihre Umsatzprognosen angepasst hat und besonders die üblicherweise gewinnträchtigen Software-Lizenzen schwächeln. Sie sind im ersten Quartal, also seit Bekanntwerden der Pandemie, um 31 Prozent eingebrochen.

Wie jedes andere Unternehmen auch, muss SAP sich der aktuellen Situation stellen. „Aus DSAG-Sicht ist es interessant zu beobachten, wie SAP hier agieren wird. Zu erwarten ist, dass das Unternehmen sein Profil schärft und schneller Proof-of-Concepts bereitstellt, damit Unternehmen und Partner schnellstmöglich ihre Entscheidungsprozesse anstoßen können“, erläutert Otto Schell. Bezogen auf SAP-Projekte empfiehlt die Interessenvertretung ihren Mitgliedsunternehmen jetzt vor allem auf Basis der unterschiedlichen Parameter permanent zu planen, um Projektstaus zu vermeiden. Die DSAG rät Unternehmen, entsprechenden Projekten einen strategischen Status zu geben. „Auf diese Weise werden sie in der Geschäftsführung sichtbar und in die Gesamtarchitektur eingebunden. Zudem lässt sich die Zeit nutzen, um festzulegen, wo gewohnte Wege weitergegangen und wo andere einschlagen werden sollen“, sagt Otto Schell.

DSAG befürwortet wirtschaftliche Maßnahmen der Bundesregierung

Bezogen auf die wirtschaftlichen Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung ist die DSAG davon überzeugt, dass das Ziel, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und damit dessen hohen Standard zu halten, Priorität haben sollte. „Die Bundesregierung hat ein Hilfspaket in Höhe von 38 Milliarden Euro beschlossen, um massenhafte Arbeitslosigkeit in unserem Land sowie die Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen zu verhindern. Das ist sicherlich insbesondere für Familienunternehmen und kleinere und mittlere Betriebe eine wichtige Stütze“, so Walter Schinnerer. Insgesamt zeigt die Pandemie jedoch, dass Diskussionen z. B. über die Ausweitung künstlicher Intelligenz konsequenter geführt werden sollten.

Strukturiertes Anfahren für Unternehmen im Vordergrund

Nach der Pandemie wird aus Sicht der DSAG ein strukturiertes Anfahren ohne die bisher für die Unternehmen im Vordergrund stehen. „Trotz der Lockerungen im Land haben viele Unternehmen ihren Fuß noch immer nicht wieder voll auf dem Gas. Daher wird die oberste Regel auch weiterhin sein, Umsatzeinbußen soweit wie möglich zu reduzieren und sich auf 2021 vorzubereiten“, schätzt Walter Schinnerer und ergänzt: „Als Anwendervereinigung sehen wir, dass alle Branchen und Industrien unterschiedliche Wege einschlagen, um in den Alltag zurückzukehren. Neue digitale Geschäftsmodelle scheinen hier aber nicht an erster Stelle auf der Agenda zu stehen.“ Das läge auch daran, dass Mechanismen wie Kurzarbeit, um Gewinne und Verluste zumindest auszugleichen, noch eine Weile vorherrschen werden.

Daneben werden Unternehmen voraussichtlich Investitionen verschieben und neu bewerten, da die nötigen Mittel nicht mehr verfügbar sein werden. „Daher ist die Gefahr groß, dass insbesondere Transformationsprojekte, die erstmal wirtschaftlich nicht attraktiv sind, hinten angestellt werden. Somit ist zu befürchten, dass die Situation bei einer neuen Krise ähnlich sein wird und sich dies auch in den Budgets für 2021 widerspiegelt“, prognostizieren die beiden DSAG-Vorstände. Insgesamt rät der Interessenverband seinen Mitgliedsunternehmen vor dem Hintergrund bestehender Krisen oder noch kommender Herausforderungen in einer Welt zunehmend autonomer Prozesse, in neuen Geschäftsmodellen zu denken.

Über DSAG

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) ist einer der einflussreichsten Anwenderverbände der Welt. Mehr als 60.000 Mitglieder aus über 3.700 Unternehmen bilden ein starkes Netzwerk, das sich vom Mittelstand bis zum DAX-Konzern und über alle wirtschaftlichen Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) erstreckt. Auf Basis dieser Reichweite gewinnt der Industrieverband fundierte Einblicke in die digitalen Herausforderungen im DACH-Markt. Die DSAG nutzt diesen Wissensvorsprung, um die Interessen der SAP-Anwender zu vertreten und ihren Mitgliedern den Weg in die Digitalisierung zu ebnen. Weitere Informationen finden Sie unter: dsag.dewww.dsag.atwww.dsag-ev.ch

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