Quanten-Computing aus DSAG-Perspektive

Quanten - Computer

Herr Schell, warum muss sich SAP mit dieser Technologie auseinandersetzen?

Otto Schell: Aus zwei Gründen: Zum einen, um die Möglichkeiten für kommende intelligente Prozess- und Geschäftsmodelle in Echtzeit zu unterstützen, zum anderen, um bei der Infrastrukturdiskussion zukunftsfähige und praktikable Szenarien für SAP-Anwender anbieten zu können – und das mit ausreichend Vorlauf.

Welchen praktischen Anwendungsszenarien messen Sie die größte Bedeutung bei?

Schell: Wichtige Anwendungsbereiche sind heute schon z. B. Lieferketten, Verkehrssteuerung, Energie-Effizienz-Berechnungen, Gesundheit oder das Thema Nachhaltigkeit.

Aus Unternehmenssicht: Welche Vorteile bzw. welchen Nutzen erhoffen Sie sich?

Schell: Überall, wo exponentiell große Datenmengen berechnet werden, ist der Einsatz einer inhärenten, parallelen Rechnerleistung wie beim Quanten-Computing in Zukunft von großem Nutzen. Auch die Sensorik wird sich Richtung Quanten-Sensorik entwickeln, was Geschäftsmodelle wie den Digitalen Zwilling, unabhängig ob Mensch oder Maschine, in eine neue Dimension heben wird.

Unter welchen Bedingungen sind Quanten-Computer in Unternehmen in absehbarer Zeit wirt­schaftlich einsetzbar?

Schell: In Netzwerken agieren bedeutet auf der einen Seite „Teilen“, auf der anderen Seite „Geschwindigkeit“. Man kann davon ausgehen, dass es hybride Lösungen geben wird, etwa von Konsortien oder Clustern, die sich zusammenschließen, sich bestimmte Kapazitäten zuordnen und Unternehmen, Branchen oder Kommunen bedienen. Mitte Juni 2021 wurde jetzt der erste offizielle Quanten-Computing-Hub von IBM und Fraunhofer, der IBM Quantum System One, im baden-württembergischen Ehningen feierlich eröffnet. Die Teilnahme von Politik, Bildung und Wirtschaft und die angedachten Investitionen zeigen, wie wichtig und dringend das Thema ist!

Warum sollte sich die DSAG an der Vision Quanten-Computer beteiligen?

Schell: Die Rahmenbedingungen werden sich ändern bzw. tun dies schon seit geraumer Zeit. Unter­nehmen, ganze Branchen werden in Netzwerken agieren müssen. Eine Diskussion, wie wir sie bereits im GAIA-X-Umfeld oder im Automotive-Umfeld mit CATENA-X offen führen. Intelligente Netzwerkmodelle am Beispiel der globalen Supply-Chain bedingen zum einen das gegenseitige Vertrauen in den Datenaustausch, etwa über Blockchain als semantisches Protokoll. Zum anderen auch stabile Infrastrukturen und den Austausch in Echtzeit mit künstlicher Intel­ligenz (KI). Um das zu gewähr­leisten, benötigen wir völlig andere Kapazitäten. Und das sind genau die, wie sie von Quanten-Computern erwartet werden.

Wie könnte diese Beteiligung konkret aussehen?

Schell: Momentan finden im Umfeld des Quanten-Computing Pilotierungen für unterschiedliche Business-Cases statt. Hierzu gilt es, innerhalb des DSAG- Netzwerkes ständig zu informieren sowie interessierte Ansprechpersonen in den Unternehmen zu identifizieren und aktiv am Geschehen zu beteiligen.

Otto Schell

Otto Schell ist seit September 2008 Mitglied des Vorstands der DSAG und seit Oktober 2018 stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Hauptberuflich ist er Global Enterprise SAP Business Architect and Head of SAP CCoE bei Stellantis sowie Gründer und CEO des Institute for Global Digital Creativity and Relevance (www.igdcr.net), Transformation-Advisor bei der PDAGroup und Lehrbeauftragter der HSRM-Wiesbaden/Deutschland sowie dem Management Center Innsbruck (MCI) in Österreich

Autorin

Autorin: Sarah Meixner
blaupause-Redaktion
blaupause@dsag.de

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