Walldorf, 20.09.2021 – Der digitale Wandel findet statt. Aber die COVID19-Pandemie hat Wirtschaft und Gesellschaft vorhandene Defizite vor Augen geführt. Noch werden die Potenziale der Digitalisierung nicht ausgeschöpft. Umsätze und IT-Budgets sind insgesamt durch die Pandemie nicht so stark betroffen, wie im letzten Jahr noch gedacht, so eine aktuelle Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) unter ihren Mitgliedern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das gibt Unternehmen mehr Spielraum, intelligente Technologien ganzheitlich einzusetzen, eingespielte Prozesse zu überdenken und neue Geschäftsmodelle aufzubauen – getreu dem Motto der DSAGLIVE: „Mut und Intelligenz – Jetzt“. Hier gibt es zum Beispiel im Hinblick auf durchgängige End-to-End-Prozesse noch Handlungs- und Informationsbedarf bei der Integration von SAP-Anwendungen in Cloud- und Hybrid-Umgebungen. Gleiches gilt für die Harmonisierung der Datenmodelle. Zudem ist die Akzeptanz von Cloud-Lösungen bei den Anwendern noch ausbaufähig.
Die gute Nachricht vorneweg: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise waren bei vielen DSAG-Mitgliedern geringer als zunächst befürchtet. Ging im Jahr 2020 laut DSAG-Umfrage der Umsatz noch bei 74 Prozent der befragten Unternehmen zurück, sind es in diesem Jahr nur noch 42 Prozent. Zudem steigt der Umsatz bei 29 Prozent, das sind 22 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr (2020: 7 Prozent). Keine Auswirkungen der Pandemie auf ihren Umsatz konnten 29 Prozent der Befragten feststellen (2020: 19 Prozent).
Was die IT-Budgets betrifft, hatten im letzten Jahr lediglich 2 Prozent der Befragten eine Steigerung von über 20 Prozent erwartet. Dies ist in diesem Jahr bei 6 Prozent der Teilnehmenden auch eingetreten. Budgetkürzungen von über 20 Prozent hatten im letzten Jahr noch 22 Prozent erwartet. In dieser Größenordnung ins Negative verändert hat sich das Budget aber nur bei 6 Prozent der Umfrageteilnehmer. „Es ist eine positive Entwicklung zu erkennen, die den Unternehmen Zuversicht geben sollte. Jetzt ist es wichtig, nicht zurückzuschauen, sondern nach vorne gerichtet zu gestalten“, erläutert Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG.
Digitales Dilemma
Dennoch hat die Krise zu einem digitalen Dilemma geführt. Aktuell sind viele Unternehmen im Spagat zwischen der Existenzsicherung im Heute und der Vorbereitung auf das Morgen. „Es fehlt nach wie vor der Mut zu Veränderungen. Der Schwung von 2020 hat nachgelassen, das kann mit fehlendem Handlungsdruck zusammenhängen, durch den eventuell auch überlebensnotwendige Innovationen ausgebremst werden“, so Jens Hungershausen. Zuversichtlich, mit der Digitalisierung schnell voranzukommen, sind 54 Prozent. Vor einem Jahr waren es allerdings noch 61 Prozent. Die Zahl derer, die nur langsam vorankommen, ist auf 38 Prozent gestiegen (2020: 34 Prozent). 8 Prozent geben an, nicht voranzukommen bzw. andere Prioritäten zu setzen (2020: 5 Prozent).
Intelligente Vernetzung
Wie der Fortschritt in Bezug auf die Integration von SAP-Anwendungen in Cloud- und Hybrid-Umgebungen aussieht, war ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage. SAP hatte 2019 eine entsprechende Vision vorgestellt, die Voraussetzung für effiziente End-to-End-Prozesse. Aber nur 28 Prozent der befragten Unternehmen, die hier eine Einschätzung abgegeben haben, beurteilen den Stand der Integration von SAP-Anwendungen, Partner- und Third-Party-Lösungen mit gut, 44 Prozent mit befriedigend und 14 Prozent mit ausreichend, ebenso viele mit mangelhaft. „In punkto Integration besteht nach wie vor Handlungsbedarf. SAP ist in dem Bereich bereits ein gutes Stück vorangekommen. Doch das Ergebnis sollte von SAP als weiterer, deutlicher Weckruf verstanden werden“, kommentiert Jens Hungershausen das Ergebnis.
Handlungsbedarf bei der Harmonisierung
Bei den Suite-Qualitäten in Bezug auf die SAP-zu-SAP-Integration liegt die durchgängige Sicherheit mit 48 Prozent als sehr gut und gut bewertet vor dem integrierten Reporting (32 Prozent) und der abgestimmten Produktwartung (31 Prozent) sowie der einheitlichen Benutzeroberfläche mit 28 Prozent. Es folgen der standardisierte Workflow und die vordefinierten End-to-End-Prozesse, die von jeweils 19 Prozent mit sehr gut/gut bewertet wurden. Die harmonisierten Datenmodelle werden nur von 16 Prozent der Unternehmen, die hier eine Einschätzung abgegeben haben, mit sehr gut und gut bewertet. „Harmonisierte Datenmodelle spielen im Hinblick auf eine intelligente, anwendungsübergreifende Vernetzung und Integration eine wesentliche Rolle. Dass nur 16 Prozent der befragten Unternehmen diese mit sehr gut und gut bewerten, deutet auf einen weiterhin großen Handlungs- und Aufklärungsbedarf hin“, erläutert Jens Hungershausen.
Investition in die digitale Zukunft
Eine mögliche technologische Basis für die Transformation der Geschäftsprozesse ist S/4HANA. Das ERP-System gewinnt laut einer gemeinsamen Umfrage von DSAG und Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG) vom April und Mai 2021 weiter an Bedeutung. 44 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder haben entweder S/4HANA-Projekte gestartet oder sind damit produktiv. Eine deutliche Steigerung um 9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr (35 Prozent).
Zudem ist der Anteil der Unternehmen, die planen, S/4HANA einzuführen, damit aber noch nicht begonnen haben, um 10 Prozentpunkte auf 37 Prozent gesunken. Lediglich 9 Prozent planen nicht mit S/4HANA. „Es gibt in den Unternehmen noch viel Potenzial, um intelligente Technologien ganzheitlich und wertschöpfend einzusetzen. Die klassische Migration wurde aber noch nicht stark genug durch organisatorische Veränderungs-Projekte sowie digitale End-to-End-Prozesse abgelöst. Hier sehe ich uns als DSAG und auch SAP in der Pflicht, weiter intensive Aufklärungsarbeit zu leisten“, macht Jens Hungershausen deutlich.
Cloud: Ohne Wenn und Aber
Für die SAP-Kunden ist die Cloud wichtig, denn sie ist ohne Wenn und Aber die Zukunft. Auch das zeigt die aktuelle Umfrage von ASUG und der DSAG. Demnach stehen 46 Prozent der DSAG-Mitglieder der Cloud generell positiv gegenüber. Zudem beurteilen 26 Prozent ihre Einstellung als weder positiv noch negativ und weitere 27 Prozent negativ. „Die Zustimmung für Cloud-Lösungen im DACH-Raum steigt weiter, wenn auch verhaltener als unter den ASUG-Mitgliedern. Dafür könnten die immer noch vorhandenen Vorbehalte verantwortlich sein, sensible Firmendaten in die Cloud zu stellen“, erläutert Jens Hungershausen.
Aber auch die Erfahrungen mit den Cloud-Lösungen spielen eine größere Rolle. Nur 30 Prozent der DSAG-Mitglieder machen allgemein positive Erfahrungen im SAP-Bereich. Im Non-SAP-Bereich sind es hingegen 60 Prozent. „Lediglich ein Drittel an Zustimmung ist ein überraschendes Ergebnis. Es zeigt, dass SAP wichtige Themen wie Lizenzierung, Integration und Sicherheit noch besser lösen und damit Vertrauen schaffen muss. Zum Beispiel mit tragfähigen Konzepten und viel Überzeugungsarbeit“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende.
Fazit
Die Herausforderungen des digitalen Wandels müssen jetzt mit Mut und Intelligenz angegangen und die Anstrengungen aufrechterhalten werden. Dass die Umsätze und IT-Budgets weniger stark zurückgegangen sind als befürchtet, ist dafür das richtige Signal. Es gilt, die Bedeutung von Netzwerken und kooperativen Ansätzen weiter zu fördern. Das gelingt am besten, wenn Vertrauen entwickelt und Bedenken über Bord geworfen werden. SAP kann mit intelligenten und integrierten Lösungen dazu beitragen. Es sind gute, richtungsweisende und zukunftsfähige Ansätze, die SAP aufzeigt. Aber in vielen Bereichen braucht es noch detailliertere Konzepte und mehr zielführende Informationen, damit die Kunden beim Digitalen Wandel vollkommen auf SAP setzen können.
Erhebungsgrundlage
Im Zeitraum vom 25. Juni bis 15. Juli 2021 haben 173 DSAG-Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Umfrage teilgenommen. Es handelte sich dabei ausschließlich um Anwenderunternehmen, in denen jeweils nur eine Person an der Erhebung teilgenommen hat. Es wurden CIOs, CC-Leiter sowie weitere Ansprechpartner befragt. 51 Prozent der Unternehmen ordnen sich dem Produzierenden Gewerbe zu, 37 Prozent den Bereichen Dienstleistung und Handel. 12 Prozent weiteren Sektoren. Ihren Hauptsitz haben 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland, sowie jeweils 13 Prozent in der Schweiz und in Österreich. Über ein Drittel der Unternehmen/Organisationen beschäftigt 500 bis 2.499 Mitarbeitende, ein weiteres Drittel 5.000 oder mehr Mitarbeitende, 15 Prozent 2.500 bis 4.999 Mitarbeitende und 14 Prozent bis 499 Mitarbeitende.